Bürger in Kelsterbach starten Online-Petition

Seit Jahren wünschen sich Anwohner der Berg-, Main- und Schwanheimer Straße Tempo 30 und mehr Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer

Ein sicheres Unterdorf für alle Verkehrsteilnehmer, dafür setzen sich die Kelsterbacher Tobias Bexten und Jana Capak mit einer Petition ein. Foto: Scherer

Kelsterbach (nad). – „Um die Schulwege der Kinder zu sichern“, „Rücksichtloses Fahren möchte ich nicht tolerieren“ oder „Lebensqualität ist einfach relevanter als Fahrvergnügen“. Das sind nur einige Meinungen von Bürgerinnen und Bürger, die die Online-Petition „Sicheres Kelsterbacher Unterdorf“ unterzeichnet haben.

Tobias Bexten beobachtet erhöhtes Verkehrsaufkommen

Gestartet hat die Petition Tobias Bexten, der seit acht Jahren in der Bergstraße wohnt, und hier bereits einige Unfälle erlebt und Erste Hilfe geleistet hat, etwa wenn Radfahrer aufgrund hoher Geschwindigkeit in den Kurven hingefallen sind. Eher kurios war der Unfall eines Getränkelasters, der in der Kurve einen Teil seiner Kästen verloren hatte, wohl weil er zu flott unterwegs war. „Da hab ich dann noch beim Zusammenkehren geholfen“, erinnert sich Tobias Bexten.
Er beobachtet seit Jahren ein erhöhtes Verkehrsaufkommen in der unteren Bergstraße, der Mainstraße und in der Schwanheimer Straße. Dazu komme, dass sowohl einige Autofahrer, aber auch so mancher Radler wenig rücksichtsvoll fahren würden. Ein weiteres Problem: Viele ignorieren das vorgeschriebene Tempo 50, vor allem nachts werde teils viel zu schnell gefahren und in den Kurven Gas gegeben statt abzubremsen, berichtet Bexten.
Schon Anfang 2019 hat er sich mit dem Thema beschäftigt, recherchiert und mit Anwohnern gesprochen. „Die kennen das Problem seit Jahren.“ Auch die Stadt hat er darauf aufmerksam gemacht. Doch die verweist darauf, dass es sich bei der K 162 – die die drei Straßen umfasst und knapp 1,8 Kilometer lang ist – um eine Kreisstraße handelt und dieser beispielsweise für bauliche Änderungen zuständig sei.
Bereits vor drei Jahren hatte die Stadtverordnete Tanja Mohr (Linke) per Antrag sichere Querungsmöglichkeiten und ein Tempolimit für die K 162 gefordert – vergeblich. Die SPD-Fraktion hatte ihre Ablehnung des Antrags damit begründet, die Stadt könne nichts tun, da es eine Kreisstraße sei.

„Die Stadt ist hier in der Pflicht“

Das stimme so nicht, erklärt Bexten, der ausgiebig mit Mitarbeitern des Kreises Groß-Gerau gesprochen hat. Die verweisen ihrerseits auf die Zuständigkeit der Stadt, die vor einigen Jahren am Ortsausgang in Richtung Schwanheim eine kleine Insel zur Verkehrsberuhigung bewilligt hatte – eben mit der Begründung, dass hier zu schnell gefahren werde. Die bauliche Umsetzung laufe über die Kreis beziehungsweise Hessen Mobil, doch der Anstoß für Umbauten oder ein Tempolimit müsse von der Stadt kommen, so der Initiator der Petition.
Laut Bexten hat es in Deutschland bereits Gerichtsurteile gegeben, dass die Behörden einschreiten müssen, wenn „Leib, Leben und Gesundheit“ in Gefahr sind. „Die Stadt ist hier in der Pflicht“, finden Bexten und seine Mitstreiter. Denn: Gerade die Bergstraße ist von kleinen Imbissen und Geschäften gesäumt, dazu kommen eine Kirche und eine Moschee, die Kelsterbar als Publikumsmagnet. In der Mainstraße befinden sich der Zugang zur Bürgermeister-Hardt-Schule samt angeschlossener Schulkindbetreuung, die Kita der St. Martinsgemeinde sowie ein Supermarkt, ein Restaurant und das Wasserhäuschen. Außer einer Ampel an der Grundschule gibt es keine weiteren sicheren Querungsmöglichkeiten.

Die Initiatoren fürchten um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer, vor allem aber um die der Schulkinder. „Ich bin überrascht, dass man hier überhaupt noch 50 fahren darf“, sagt Jana Capak mit Blick auf die Grundschule, die engen Kurven und teils unsicheren Sichtverhältnisse in der Berg- und Mainstraße. Zwar wohne sie mittlerweile im Neubaugebiet, kenne aber die Situation im Unterdorf zu gut und wolle sich für die gute Sache und vor allem die Sicherheit der Kinder einsetzen.

Petition endet am 29. Oktober

Pünktlich zum neuen Schuljahr wollen Bexten und seine Mitstreiter das Thema wieder aufs Tapet bringen. Flyer wurden verteilt, Plakate sind im Druck, außerdem wollen die Mitstreiter Unterschriften sammeln gehen, die dann in die Petition einfließen. Ist das Quorum erfüllt, wendet sich die Plattform Open Petition an den Magistrat und Bürgermeister Manfred Ockel (SPD).
Von ihm hat Tobias Bexten mittlerweile eine Rückmeldung samt Terminvorschlag für ein Gespräch erhalten. Laut Ockel seien viele Vorschläge der Petition deckungsgleich mit Vorschlägen, die in das Nahmobilitätskonzept eingebracht worden, berichtet Bexten. Im September soll das Konzept in den Gremien beraten werden.
Er freue sich, dass die Petition wahrgenommen wurde. „Ich bin jetzt gespannt, was Herr Ockel präsentiert“, sagt Bexten mit Blick auf das Nahmobilitätskonzepts. Die Petition, betont der Kelsterbacher, soll auf jeden Fall weiter laufen.

Sicheres Unterdorf
Alle Infos zur Online-Petition „Sicheres Kelsterbacher Unterdorf“gibt es unter www.wir-für-kelsterbach.de. Aktuell haben rund 160 Unterstützer, davon 125 aus Kelsterbach, unterschrieben. 370 Unterschriften sind für das Quorum nötig. Die Petition endet am 29. Oktober.

 

 

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