BSC-Bossler räumen ab

Bevor die Sportler ihre Siegestrophäen in Empfang nahmen, durften Besucher einen spannenden „Bossel-Krimi“ erleben.
Insgesamt hatten sich mit Bischofsheim, Bürstadt und Kelsterbach drei „punktgerechte“ Damen-Teams und ebensoviele Herren-Mannschaften mit den geforderten Handicaps gemeldet. Dazu gesellten sich weitere „nicht punktgerechte“ hessische Mannschaften, die allerdings keine Chancen auf den Hessenmeistertitel hatten. 
Die Kelsterbacherin Rosi Rappl machte den Anfang, griff sich das 4,65 Kilogramm schwere Spielgerät und strich noch einmal zart über die Borsten-Scheibe. „Gell, du machst das, was ich will“, flüsterte die 55-Jährige ihrem Bossel zu. Aberglaube? Die Rechnung ging jedenfalls auf. Rosi Rappl ging zur Startlinie, holte zwei-, dreimal Schwung, und schon rutschte der Bossel der roten Daube entgegen. Vor dieser hatte sich bereits ein gegnerischer Bossel platziert, den, so Rosi Rappls Plan, wollte sie wegschießen.
Es gab einen Knall, die gegnerische Daube samt Bossel flog aus dem Spielfeld – die Kelsterbacher jubelten. Jene, welche die Spielregeln nicht kennen, waren etwas irritiert. Dann des Rätsels Lösung: Die Daube kam an ihren ursprünglichen Platz zurück – und damit war der Bossel von Rosi Rappl am nächsten dran. Das Spiel endete mit einem Ein-Punkt-Sieg der Kelsterbacher Damen über Bischofsheim.
„Bosseln ist einfach toll, man hat Freude und die Gemeinschaft schweißt zusammen“, beschrieb Rosi Rappl den Sport. Mit zunehmenden Alter war ihr das Handballspielen nicht mehr möglich, über das Bossel-Hobby-Turnier kam sie zum neuen Sport– und ist dabei geblieben. Dass Bosseln jung und fit erhält, belegt Ingrid Rabe. Die 75-Jährige liebt die Gemeinschaft von Jung und Alt: „Durch unsere Erfolge kommen wir auch viel herum und man gewinnt so neue Freunde“, sagte Rabe. 
„Mir gefällt der Zusammenhalt in unserem Team, man gewinnt zusammen, da wird gemeinsam gejubelt – und wenn wir mal verlieren, was nicht so oft vorkommt, dann trösten wir uns auch gemeinsam“, erklärte Uschi Rappl (65). Da der BSC auch ein gutes Herren-Team hat, wenngleich nicht ganz so erfolgreich wie die Damen, gibt es viele gemeinsame Fahrten zu den Wettkämpfen. „Das ist immer eine tolle Gesellschaft, da ist es völlig egal, ob man gewonnen oder auch mal verloren hat“, betonte Gisela Agricola, die Vierte des erfolgreichen Damen-Kleeblatts. 
Dass die Kelsterbacher am Ende allen Grund zum Jubeln hatten, stellte sich erst später heraus. Sowohl das Team der „punktgerechten“ Damen als auch jenes der Herren – hier muss jede Mannschaft mindestens vier Handicap-Punkte aufweisen – konnte sich am Ende mit dem Hessenmeistertitel schmücken. „Was für ein toller Erfolg“, freute sich Rüdiger Pfennig, Vorsitzender der BSC-Bossler und Landesfachwart Bosseln im Hessischen Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband.
Kelsterbachs Bürgermeister Manfred Ockel lobte die rührige BSC-Abteilung um Rüdiger Pfennig, die Kelsterbach weit über ihre Grenzen hinaus bekannt mache. 
Stadtverordnetenvorsteherin Helga Oehne, die die Grüße der Stadtverordnetenversammlung überbrachte, will bei den Deutschen Meisterschaften im Oktober den ersten Schub machen – freilich außer Konkurrenz. Zum Bosseln hat sie bereits vorher Gelegenheit. Am 11. August richtet der BSC ein Hobby-Turnier aus, in dem auch die Stadtmeisterschaften integriert sind. Jeder, der zwei weitere Mitspieler um sich scharen kann, darf hier als Mannschaft an den Start gehen. (pos)