Blumenbahre und rote Eier

Wie die griechisch-orthodoxe Gemeinde „Sankt Sophia“ das Osterfest feiert

MIT MEHR ALS 1000 FRISCHEN BLUMEN schmückten Eleni Xanthopoulou, Evangelia Ntasiopoulou, Sgavroula Konstantinidae und Vaia Kosti (von links) das symbolische Grab Christi. (Foto: C. Erlenbach)

Kelsterbach (tami). Der Kalender der Untermainstadt weist jedes Jahr zwei verschiedene Termine für Osterfeste aus. Gibt’s nicht? Gibt es doch.
Denn mit den orthodoxen Griechen wohnen hier Mitbürger, die sich auf einen anderen Kalender beziehen als die evangelischen und katholischen Christen. Die griechisch-orthodoxe Gemeinde „Sankt Sophia“ in Kelsterbach feierte das Osterfest eine Woche später.

Während Christen sich Schokohasen und gefärbten Eier schenken, entfallen bei den Griechen die süßen Mümmelmänner. Gefärbte Eier gibt es bei ihnen auch – aber nur rote, denen mit Zwiebelschalen in der heimischen Küche zu ihrer Farbe verholfen wurde. Den Zeitpunkt für das höchste Fest der orthodoxen Kirche legt der julianische Kalender mit einer gekoppelten Berechnungsformel fest. Entsprechend verschiebt sich das Osterfest. Begangen wird es regulär an jedem ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond. Wie die Christen begehen auch die Griechen eine Karwoche. Sie startet mit ihrem Palmsonntag und dauert bis zum darauffolgenden Sonntag. Der Palmsonntag der Griechen beginnt abends nicht zufällig mit dem Bräutigams-Gottesdienst, einem reinen Liturgiegottesdienst. Denn: „Christus ist der Bräutigam der Kirche“, berichtete Achimandrit (Vorsitzender und Pfarrer) Myron Amestis Kalaitzis.

Schmuck besteht in diesem Jahr aus 1080 frischen Blumen

Die Folgetage der Karwoche starten jeweils mit einem morgendlichen Gottesdienst um acht Uhr. Am Gründonnerstag wird dabei jährlich in der Kirchengemeinde die Kreuzigung Christi nachempfunden. Zu diesem Zweck schmücken weibliche Mitglieder ein Gestell aus Holz, das das Grab Christi darstellt und zunächst im Souterrain aufbewahrt wird. Der Schmuck besteht in diesem Jahr aus 1080 frischen Blumen, die Evangelia Ntasiopoulou besorgt hat. Im Fokus des Donnerstagabends stand die Lesung der zwölf Evangelien. Erst danach wurde die eigentliche Kreuzigung symbolisiert. Dazu wurde das bemalte hölzerne Kreuz mit dem Bildnis Christi vom Altar genommen und nach einer kleinen Prozession durch das Gotteshaus in seiner Mitte aufgestellt. Dann wurde die Christusfigur bei einem weiteren Gottesdienst vom Kreuz genommen und in das vorbereitete symbolische Grab gelegt.

Kinder werden an Ostern mit allerlei Geschenken bedacht

Am Freitagabend folgte das Requiem Epitaphios Thrinos (Passion Christi). Anschließend wurde das symbolische Grab bei einer etwa dreißigminütigen Prozession durch die anliegenden Straßen der griechisch-orthodoxen Gemeinde getragen. Der nachempfundene Leib Christi wurde später aus dem symbolischen Grab genommen und auf den Altar gelegt. Der Samstagmorgen wurde mit der ersten Auferstehung Christi begangen. Sie wurde mit der göttlichen Liturgie „Christus, du sollst auferstehen“ bekannt gegeben. Ihren Höhepunkt erreicht das Osterfest der Griechen in der Nacht zu ihrem Ostersonntag. Die Gemeinde trifft sich in Festtagskleidung um 23 Uhr zum Auferstehungsgottesdienst, bei dem die Osterbotschaft des Metropoliten und Erzbischofs Augustinus verlesen wird und es gibt ein Abendmahl. Der symbolische Leib Christi verweilt insgesamt 40 Tage bis zum Himmelfahrtssonntag der Griechen auf deren Altar. Zum Osterfest gibt es Lammfleisch, rote Eier, die an das Blut Christi erinnern, sowie selbst gebackene Osterkränze mit arabischen Gewürzen. Am Ostersonntag werden die Eier bei einem Spiel so lange gegeneinander geschlagen, bis sie kaputt sind. Wessen Ei noch heil ist, ist Sieger. Spitzbuben verwenden deshalb gelegentlich auch mal Eier aus Holz. Kinder freuen sich besonders auf das Osterfest – sie werden mit allerlei Geschenken bedacht.

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