Bessere Chancen auf Bildung

Kursangebot soll Eltern mit Migrationshintergrund im Umgang mit der Schule helfen

AUF GROSSES INTERESSE stößt das Projekt „Eltern fördern Schule“. (Foto: Postl)

Kelsterbach. „Heute geht es endlich los“, meinte Sabine Gerbich zu den Frauen, die sich am Projekt „Eltern fördern Schule“ beteiligen. Die Türkisch-Deutsche Gesundheitsstiftung möchte in Kooperation mit der Stadt, der Karl-Treutel-Schule und der Kita St. Markus mit dem neuen Kursangebot die Bildungschancen von Migranten verbessern. Eltern sollen so mehr Informationen darüber erhalten, wie man Kinder bestmöglich im Schulalltag unterstützen kann.

Fatma Fourne, die sich bereits zur Elternlotsin ausbilden ließ, hat 26 Frauen mit Migrationshintergrund für die Teilnahme gewinnen können. „Die Kelsterbacher DITIB-Moscheegemeinde hat sich beworben“, so Projektleiterin Sabine Gerbich. Die Untermainstadt wurde schließlich als eine von drei hessischen Gemeinden – neben Kassel und Biedenkopf – für dieses Pilotprojekt ausgewählt.
Angesprochen waren insbesondere Eltern mit Migrationshintergrund. Sie werden so weitergebildet, dass sie ihren Kindern insbesondere bei schulischen Belangen zur Seite stehen können.
„Wir wollen aus Eltern keine Pädagogen machen, doch wir wollen ihnen das deutsche Schulsystem erklären, ihnen Mittel und Wege aufzeigen, wie sie als verantwortungsbewusste Eltern ihren Kindern zu verbesserten Bildungschancen verhelfen können“, betont die Projektleiterin.
In vielen türkischen Familien gebe es immer noch Ängste, dass ihre Kinder in deutschen Schulen vielem begegnen, das nicht ihrer Kultur und Tradition entspreche. „Wenn ein Kind in den Kindergarten oder in die Schule kommt, dann entgleitet es dem elterlichen Einfluss“, beschreibt Sabine Gerbich die latenten Ängste. Andererseits sollten sich Eltern aber auch ihrer Verantwortung bewusst sein und schon mal den Fernseher ausschalten.
Vorrangig geht es bei dem Projekt „Eltern fördern Schule“ jedoch darum, dass aktive Eltern ein entscheidender Faktor dafür sind, ob eine gute Bildung der Kinder gelingt. „Für Eltern mit Migrationshintergrund gilt dieser Grundsatz umso mehr“, betont die Projektleiterin.
Gut findet Gerbich, dass es in Kelsterbach schon viele Dinge gibt, die sie nicht neu erfinden muss, sondern auf die sie aufbauen kann. Mit den Projekten „Mama lernt Deutsch“ und der Ausbildung von Elternlotsen habe die Untermainstadt bereits über das Programm „Kelsterbach – Familienstadt“ ganz Beachtliches geleistet, lobte Gerbich. Dass es mit dem Kindergarten St. Markus, der Karl-Treutel-Schule und der Stadt Kelsterbach gleich drei Kooperationspartner gebe, sei dem Projekt besonders förderlich, freut sie sich.
„Viele ihrer Themen liegen uns selbst am Herzen, deshalb freuen wir uns umso mehr, dass wir ausgewählt wurden“, begrüßte Schuldezernent Kurt Linnert Gerbich in der Stadt- und Schulbibliothek. Linnert verwies darauf, dass Sprache ein wichtiger Schlüssel für den Bildungszugang sei und in Kelsterbach mit einem Ausländeranteil von rund 30 Prozent einen besonderen Stellenwert habe. „In der Gesamtbevölkerung haben wir einen Migrationsanteil von rund 50 Prozent, in den meisten Schulklassen liegt er sogar über 60 Prozent“, beschrieb er die Situation.
Das Projekt läuft ein Jahr und wird von der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung in Zusammenarbeit mit dem hessischen Kultusministerium angeboten. Zuschüsse gibt es vom EIF (Europäischen Integration Fonds) und dem Hessischen Ministerium der Justiz, für Integration und Europa.
Zweimal wöchentlich werden jetzt Kurse zum Thema Erziehung und Bildung für Eltern angeboten. Fachleute werden den Eltern Themen wie das deutschen Schulsystem, ADS (Aufmerksamkeitsdefizit Syndrom), oder Medienkonsum vortragen. Ferner wird einmal wöchentlich ein Sprachkurs Deutsch zu den Themen Bildung und Erziehung angeboten. „Wenn wir alle Ziele, die sie sich gesteckt haben, auch erreichen, dann sind wir einen großen Schritt vorangekommen“, meinte Kurt Linnert und wünschte allen Teilnehmerinnen viel Erfolg. (pos)

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