Bald mit Gegenverkehr?

Einbahnstraßenregelung im Quartier Kirschenallee soll aufgehoben werden

NOCH GEHT ES NUR IN EINE RICHTUNG, doch bald soll nach Vorschlag eines Planungsbüros – basierend auf einer Verkehrsanalyse – die Einbahnstraßenregelung in der Kirschenallee aufgehoben werden. Dafür würden Parkplätze wegfallen. (Foto: Scherer)

Kelsterbach (nad). Noch sind die Kirschenallee und die Straße Zum Sportfeld Einbahnstraßen. Das könnte sich jedoch bald ändern.
Ein Planungsbüro hat im Auftrag der Stadt die Verkehrsströme in dem Quartier untersucht und schlägt eine Öffnung beider Straßen für den Gegenverkehr vor. Dafür würden auch öffentliche Parkplätze in den Straßen wegfallen.

Endgültig entschieden ist allerdings noch nichts, denn die Stadt wartet noch auf eine Stellungnahme der Lokalen Nahverkehrsgesellschaft (LNVG) Groß-Gerau zu den Plänen. Diese sollen außerdem noch einmal den Anwohner des Quartiers vorgestellt werden. Anlass für die geplante Neuordnung des Verkehrs sind gleich mehrere Probleme. Eins davon ist, dass die LNVG als Betreiber der Buslinien 74 und 75 durch die aktuelle Verkehrsführung Schwierigkeiten hat, den Fahrplan einzuhalten. Wegen der Einbahnstraßenregelung und den geringen Fahrbahnbreiten in den Seitenstraßen kommt es immer wieder zu Problemen.

„Da wird Tempo 30 nicht eingehalten“

Als Beispiel nannte Bürgermeister Manfred Ockel (SPD) bei der Vorstellung der Analyse in den städtischen Gremien die Feldbergstraße, durch die ein Großteil des Verkehrs von der Kirschenallee Richtung Frankfurter Straße abfließt. Auch die Busse fahren durch die knapp fünf Meter breite Straße. Hier brauche beispielsweise nur ein Lieferfahrzeug in der Straße halten, schon kämen der Bus, aber auch andere Fahrzeuge nicht mehr durch, so Ockel. Davon sind auch Einsatzfahrten von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten betroffen. Zudem werde in der Kirschenallee und der Straße Zum Sportfeld – beides breitere Straßen – vor allem in den Abendstunden viel zu schnell gefahren. „Da wird Tempo 30 nicht eingehalten“, sagte der Bürgermeister. Durch den Gegenverkehr sei dies dann nicht mehr so einfach, da man automatisch langsamer fahren müsse.

Auch die Radverkehrsführung ist optimierungsbedürftig. So ignorieren manche Radler die Einbahnstraßenregelung, um den Umweg über die Kirschenallee zu sparen. Basis für den Vorschlag zur Aufhebung der Einbahnstraßenregelung ist eine Bestandsanalyse des Darmstädter Zentrums für integrierte Verkehrssysteme (ZIV). Das hatte an drei Tagen im August nach den Sommerferien für 24 Stunden eine Verkehrszählung durchgeführt. Einmal mit Personal vor Ort, um die Parksituation zu analysieren, sowie per Videokamera, wobei die Daten anonymisiert wurden. Die Kameras waren an der Ecke Kirschenallee/Feldbergstraße sowie an der Ecke Rossertstraße/Zum Sportfeld positioniert. Unter der Woche wurden 1845 Fahrzeuge pro Tag gezählt, samstags waren es 1430 Fahrzeuge. Über 90 Prozent waren tagsüber unterwegs, nachts wurde ein geringes Verkehrsaufkommen verzeichnet. Spitzenstunde sei der frühe Abend gewesen. „Was auch plausibel ist, da die Leute dann nach Hause kommen“, sagte ZIV-Geschäftsführer Frank Striegl. Ungünstig, so Striegl, sei vor allem die Situation der Feldbergstraße, die wie die Rossertstraße nur fünf Meter breit ist. Durch die Einbahnstraßenregelung fahre der Verkehr aus dem Quartier vor allem durch die Feldbergstraße in die stark befahrene Frankfurter Straße heraus. Bei der Öffnung der beiden Einbahnstraßen für den Gegenverkehr könnten auch die Busse beide Seiten der Kirschenallee und der Straße Zum Sportfeld andienen. So müssten die Busse nicht mehr durch die engen Seitenstraßen fahren und würden einen Wendepunkt an der Ecke Kirschenallee/Zum Sportfeld erhalten. Auch für Radfahrer wäre die Umstellung attraktiver, da sie direkt die Straße Zum Sportfeld in Richtung Tankstelle und Frankfurter Straße fahren könnten, sagte Striegl. Die Anwohner würden zudem viele Umwege sparen.

Parkplätze fallen weg

Einziger Knackpunkt: Durch die neue Verkehrsregelung fallen einige der insgesamt 480 öffentlichen Parkplätze in dem Quartier weg: in der Kirschenallee 28 und im Sportfeld 52 Plätze. Dies soll laut Plan so kompensiert werden, dass es im Ostteil der Kirschenallee nur noch reine Anwohnerstellplätze geben wird. In einigen Straßen wird es durch den Wegfall der Stellplätze voller werden, dafür gebe es aber in unmittelbarer Nähe ausreichend Parkplätze in weniger überlasteten Straßen des Quartiers. „Für die Anwohner ist keine Verschlechterung zu erwarten“, bewertete Striegl die Pläne.
SPD-Fraktionschef Jürgen Zeller erinnerte daran, dass die aktuelle Regelung in den 80er Jahren eingeführt wurde. Grund war damals das hohe Verkehrsaufkommen im Sommer, als das Freizeitbad an den Wochenenden bis zu 5000 Badegäste täglich angezogen hatte. Die Einbahnstraßenregelung sollte damals den Verkehrsabfluss regeln und entlastend wirken, was laut Zeller auch funktioniert habe. Die Situation heute sei aber nicht mehr vergleichbar mit der damals, auch weil nicht mehr so viele Gäste in das kleinere Sport- und Wellnessbad kommen. Bürgermeister Ockel betonte, dass das neue Verkehrskonzept noch nicht beschlossen ist, sondern der Vorschlag den Anwohnern noch einmal vorgelegt wird. Auch wartet die Stadt noch auf die Stellungnahme der LNVG. Der Betreiber will nämlich auf dieser Strecke mit Wasserstoff betriebene Busse einsetzen, die die einzige Wasserstoff-Tankstelle im Industriepark ansteuern müssen. Dies, so Ockel, mache möglicherweise auch eine neue Linienführung der Busse notwendig.

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