Ausstellung in Kelsterbach gibt Einblicke in den Alltag lebensfroher Senioren

"Was heißt schon alt?"

Waltraud Engelke (links) und Marcella Gröber von der Beratungs- und Koordinationsstelle Altenhilfe im Kelsterbacher Rathaus präsentierten die Stellwände am Fritz-Treutel-Haus, die noch bis Januar von außen und somit Corona-konform betrachtet werden können. (Foto: Grünheid)

Kelsterbach – In Corona-Zeiten ist zuweilen auch Kreativität gefragt. Und die bewiesen Waltraud Engelke und Marcella Gröber von der Beratungs- und Koordinationsstelle Altenhilfe im Kelsterbacher Rathaus. Um die Ergebnisse ihres Fotoprojekts „Was heißt schon alt?“ trotz des Lockdowns light präsentieren zu können, haben sie sich dafür entschieden, ihre Ausstellung im Fritz-Treutel-Haus aufzubauen – und zwar so, dass sie von Außen durch die Fenster des Foyers und des Bürgersaals betrachtet werden kann.

Daher haben die Bürger der Stadt nunmehr die Gelegenheit, durch die Fenster des Fritz-Treutel-Hauses hindurch auf 14 Präsentationsbannern 42 Fotos zu begutachten, auf denen insgesamt 61 Menschen, überwiegend Kelsterbacher, zu sehen sind. Es handelt sich zumeist um Fotos, auf denen Senioren in ihrem Lebensalltag zu sehen sind, die sich trotz des Alters ihre positive Lebenseinstellung bewahrt haben.
Da ist zum Beispiel Heinrich Hoffmann, einstmals Oberamtsrat im Rathaus, der sich auch als Conférencier bei den städtischen Seniorenfeiern einen Namen gemacht hat. Der heute 93-Jährige ließ sich in seinem Garten ablichten und sagte: „Mein Leben war eine aufregende und erfüllte Zeit, geprägt von vielen Begegnungen.“ Sein Lebensmotto: „Schau vorwärts, nie zurück, neuer Mut ist Lebensglück.“ Auf dem Banner ist auch Adolf Draisbach zusammen mit seinem Enkel John zu sehen, die beide dem gleichen Hobby frönen, dem Radfahren.
Ein anderes Banner zeigt die Schwestern Lisel Krehl (85) und Irmgard Westphal (74), die sich im Fußball, gleich ob Bundesliga oder Länderspiele, bestens auskennen. Irmgard Westphals Lebensmotto beim Älterwerden: „Sich nicht hängen lassen und auf keinen Fall Langeweile aufkommen lassen.“ Und man kann noch weitere Senioren der Untermainstadt kennenzulernen, beispielsweise Christa Sinning (76), Hannelore Behre (79) oder Klaus Dürr (80). Auch die Künstlerin Hertha Schäfer (79) ist zu sehen, wie sie an ihrer Staffelei steht und intensiv malt. Für die meisten der Fotos zeichnet Waltraud Engelke verantwortlich, die enthusiastisch über die Arbeit an diesem Projekt berichtete. Sie sei überrascht gewesen, wie aufgeschlossen die Menschen waren. Schon die erste Kontaktaufnahme, meist lange Telefonate, sei überaus intensiv gewesen. Dabei sei auch viel gelacht worden. Die Bereitschaft der Senioren, an dem Projekt teilzunehmen, und sich fotografieren zu lassen, sei auch ein Beleg für das positive Verhältnis zu ihrer Stadt.
Die Idee für dieses Projekt, das im September in Angriff genommen wurde, sei von einem Bildband des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zum Thema „Altersbilder“ angeregt worden, erklärte Waltraud Engelke. Daraufhin seien Mitglieder des städtischen Seniorenclubs, aber auch persönlich bekannte Senioren angesprochen worden.
Aufgrund der Gespräche mit diesen entwickelte sich das zunächst auf Fotografien beschränkte Projekt zu einem ganzheitlichen, bei dem zahlreiche Aspekte zum Thema „Älterwerden“ auf die zwei Meter hohen Banner einflossen. Neben den Aussagen der Teilnehmer dazu gibt es auch allgemeine Weisheiten zum Thema, etwa „Alt werden will jeder, alt sein niemand.“ 
Selbstverständlich sei während der Gespräche und den Fototerminen auf Abstand und Hygiene geachtet worden, um niemanden zu gefährden, betonte Engelke. Und das war auch der Gedanke bei der Präsentation des Projekts, die bis Januar zu jeder Tageszeit von außen besichtigt werden kann, ohne sich einer Ansteckungsgefahr im Raum auszusetzen. 
Ein Bild der Ausstellung zeigt übrigens keine Menschen, sondern nur acht Hände. Dabei handelt es sich um Kelsterbacher Hände von vier Generationen, von jung bis alt, die im Kreis angeordnet sind. Von Uwe Grünheid

 

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