Arbeit mit Pferden schont Wege und Umwelt

Mika, Balu und Miu holen tonnenschwere Baumstämme aus dem Kelsterbacher Stadtwald

UNGEWOHNTER BESUCH im Kelsterbacher Stadtwald, wo die Pferde Mika und Balu, gelenkt von Thomas Sänger, Rückearbeit leisteten. Der Abtransport der Baumstämme aus dem Wald mit Pferden schont Wege und Umwelt. (Foto: Postl)

Kelsterbach. In einem kleinen Waldstück zwischen dem Staudenweiher und dem Wohngebiet Hasenpfad waren kürzlich ganz große Tiere zu sehen: Mika, Balu und Miu. Die Rückepferde, geführt von ihren Besitzern Thomas Sänger und Michaela Müller, befreiten das Waldstück von herumliegenden Baumstämmen. Das schont Wege und Umwelt.

„Pferde sind sehr wendig und kommen dort hin, wo kein Fahrzeug mehr hinkommt“, sagte Eric Schulz-Gabel. Außerdem würden die Tiere im Gegensatz zu schweren Waldfahrzeugen den Boden nicht so verdichten, erläuterte der Leiter des Kelsterbacher Kommunalbetriebs (KKB). 
„Mit den Pferden holen wir die Stämme aus dem Waldstück zu den schmalen Wegen“, berichtete Schulz-Gabel. Von dort würden die Stämme mit dem Schlepper zu den Lagerstätten gebracht, wo sie dann auf die großen Holztransporter verladen werden. Dadurch schone man die Waldwege.
Statt dem schweren Maschinengeheul der Holzvollernter – sogenannten Harvester – waren in dem Waldstück nur die Kommandos der Rückemeister und ab und zu eine Kettensäge zu hören. Mit dieser fällte Thomas Sänger beschädigte Kiefern, in deren Kronen sich Misteln breitgemacht haben. 
Das Heulen der Kettensäge registrierten Sängers Pferde Mika und Balu, die etwas abseits standen, mit einem Ohrenwackeln – andere Pferde hätten sich wohl vor Schreck aufgebäumt und wären womöglich gar getürmt. „Die kennen das und vertrauen mir – aber ich passe auch sehr gut auf meine besten Stücke auf“, betonte Sänger.
Den über eine Tonne schwere gefällte Baumstamm befestigte Sänger dann mit einer Kette am Zuggestell der beiden Pferde, die sich auf das Kommando des Rückemeisters in Bewegung setzten. Über eine zuvor ausgemachte Route durch enge Bäume erreichte das Rücke-Trio den schmalen Waldweg, wo bereits einige Stämme lagen. Doch die überstiegen Mika und Balu ganz geschickt und brachten den Stamm genau dorthin, wohin ihn Thomas Sänger haben wollte. Dafür gab es vom Pferdeführer viel Lob.
Michaela Müller war derweil mit ihrem gutmütigen Rheinisch-Deutschen Kaltblut Mio unterwegs. Das achtjährige Pferd reagierte auf jeden auch noch so zarten Zügelzug und hörte buchstäblich aufs Wort. „Man kann mit ihm reden, wie mit einem Menschen – und das mach ich auch“, beschrieb Müller ihr Verhältnis zu dem wahrlich starken Partner. „Auf, den packen wir auch“, spornte Müller ihren Mio an und befestigte die Schleppkette an einem Stamm.
Die ehemalige Marketing-Chefin einer gehobenen Senioreneinrichtung hatte zunächst hobbymäßig mit Rückepferden gearbeitet. „Ich habe mal als Ausgleich zu meiner beruflichen Arbeit zugeschaut“, so Müller. Dann habe sie mit angepackt, und seit drei Jahren arbeite sie nur noch mit ihrem Pferd in der Natur. „Es war die beste Entscheidung“, betonte Müller. (pos)

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