Altenpfleger – ein Beruf mit Herz

Sonnenblumen als Motto für das beliebte Fest mit Musik im Haus Weingarten

EINE LANZE für die Ausbildung in der Altenpflege brach Einrichtungsleiterin Yvonne Koslik (vorne) beim Sommerfest und lobte die Azubis im Haus Weingarten Andrea Stratmann, Dennis Enders, Juliane Supp und Annika Behr (von links). (Fotos: Scherer)

Kelsterbach. „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, wurde im Haus Weingarten gesungen. Das fragten sich am Wochenende sicher viele beim Blick in den regnerischen Himmel. Die Bewohner und Mitarbeiter der Einrichtung machten das Beste aus dem schlechten Wetter und feierten ihr Sommerfest nicht draußen, sondern im Gemeinschaftssaal des Alten- und Pflegeheims.

Seit Eröffnung der Einrichtung vor 22 Jahren feiern die Bewohner zusammen mit ihren Angehörigen und den Mitarbeitern Jahr für Jahr ihr beliebtes Sommerfest. Die Organisation der geselligen Veranstaltung lag erstmals in den Händen der vier Auszubildenden. „Das ist nicht nur Blümchen und Würstchen bereitstellen“, sagte Dennis Enders, der zusammen mit seinen Kolleginnen Andrea Stratmann, Juliane Supp und Annika Behr das Sommerfest geplant und vorbereitet hatte. 
„Einen Plan B hatten wir natürlich auch“, so Enders mit Blick auf das Regenwetter und die Verlegung des Festes in den Gemeinschaftssaal. Den hatten die Auszubildenden für die Gäste getreu dem Motto „Sonnenblumen“ mit den gelben Blumen sommerlich geschmückt. An den Tischen plauderten die Gäste entspannt bei einem kühlen Getränk und Leckereien vom Grill. 
Wem der Sinn nach Süßem stand, schaute an der Kuchentheke der Sozialen Power-Damen vorbei. Die SPD-Frauen hatten wieder fleißig gebacken und spendeten den Erlös aus dem Kuchenverkauf an die Einrichtung. Für gute Laune sorgte Akkordeonspieler Franz Masterlich, der bekannte Schlager zum Besten gab und die Gäste zum Mitsingen animierte. Gelungen war auch der Auftritt des Travestiekünstlers Giselle, der einen schwungvollen Playback-Auftritt hinlegte und unter anderem Margit Sponheimers Klassiker „Gell, du hast mich gelle gern“ vortrug.
Eine Sonnenblume sowie die Aufschrift „Wir sind die Zukunft“ zierten die T-Shirts der Auszubildenden. Denn um die Zukunft der Altenpflege könne man sich durchaus Sorgen machen, meint Einrichtungsleiterin Yvonne Koslik. Hintergrund ist die generalisierte Ausbildung der Pflegeberufe, in der sich die Auszubildenden im dritten Lehrjahr entscheiden, ob sie in die Kranken-, Alten- oder Kinderkrankenpflege gehen. Koslik sorgte sich, dass sich am Ende weniger Menschen für die Altenpflege entscheiden, da sich die Heime im Vergleich mit Krankenhäusern nicht spannend genug präsentieren könnten.
„In Krankenhäusern geht es vor allem um die Versorgung akuter Fälle“, so Koslik. In Altenheimen spiele dagegen die längere Begleitung der Menschen eine Rolle. Und schon jetzt sei es so, dass immer weniger junge Menschen Altenpfleger werden wollen, bedauerte Koslik. Schätzungen zufolge würden im Jahr 2031 rund 50 000 Pflegekräfte fehlen. Es sei ein Beruf, der viel Herz erfordere. „Und solange es im Haus Weingarten möglich ist, werden wir weiter Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen“, versprach die Einrichtungsleiterin. Zudem biete man allen Azubis am Ausbildungsende eine Übernahme an, so Koslik. Sollte es einmal keine Kapazitäten geben, könnten die Pflegekräfte beim Träger des Hauses, der Gesellschaft für diakonische Einrichtungen in Hessen und Nassau, bleiben.
Auch Dennis Enders, der im dritten Lehrjahr ist, kann sich vorstellen, hier zu bleiben. Er habe sich früher nie vorstellen können, Altenpfleger zu werden, habe seine Meinung jedoch beim Probearbeiten im Haus Weingarten geändert. „Pflege ist so viel mehr“, sagte Enders. Man begleite die Menschen, höre ihnen zu und sei auch mal die Schulter zum Trösten. „Es ist ein sehr vielseitiger Job“, meinte Enders. Auch die Organisation eines Sommerfests gehört mal dazu. „Und das haben sie sehr gut gemeistert“, lobte Yvonne Koslik die Auszubildenden. 
Bürgermeister Manfred Ockel, der neben dem Ersten Stadtrat Kurt Linnert und der SPD-Landtagsabgeordneten Kerstin Geis ebenfalls zu Gast war, nahm Bezug auf den Pflegenotstand, über den man sich in Zukunft Gedanken machen müsse. Wie Ockel betonte, werde in die neue Stadtmitte auch ein Pflegedienst einziehen, so dass sich hier eventuell Vernetzungen mit dem Haus Weingarten ergeben könnten. (nad)

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