„Mit diesem Turnier ist Flag Football endgültig im deutschen Breitensport angekommen“, frohlockte Receiver Jonathan Vorrath, Pressesprecher der „harten Jungs“. Die haben den Flag Football bei der TGS Walldorf zu einer Erfolgsdisziplin gemacht – und inzwischen auch Mädels in ihr Fahrwasser gezogen. Die Wanderer Ladies waren jedoch weitgehend Zaungäste und mit der Verpflegung der zwölf Teams beschäftigt, die auf dem TGS-Rasen um die Meisterschaft kämpften. Von 29 Mannschaften, die seit dem Ligastart im Mai um den Einzug ins Finale spielten, schafften es ein Dutzend zum Turnier nach Walldorf.
Auch wenn die – zumindest in der Theorie – kontaktarme Variante des American Footballs in der Vielzahl der Sportarten eher Exotenstatus hat, wächst die Popularität in der Doppelstadt. Fans und Freunde säumten die drei Spielfelder, nur charmante Cheerleaders, die sonst ihre Teams sportlich anfeuern, fehlen in Walldorf noch.
„Die Regeln verstehe ich auch nicht so genau, aber ich bin immer dabei, wenn mein Enkel spielt“, erklärte Erika Cezanne, die auf ihrem Klappstuhl vom Spielfeldrand aus das Geschehen verfolgte. Enkel Julian Klitsch und seine Walldorf Wanderers erwartete mit den Doppel H 040 Digga aus Hamburg erstmals eine knifflige Aufgabe im bislang reibungslos verlaufenen Durchmarsch.
„Ich freue mich, dass die jungen Leute zusammenhalten – das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich“, kommentierte Erika Cezanne, als eine geschlossene Teamleistung von Enkel und Freunden auch die Hamburger Flagfootballer vom Rasen putzte.
Wanderer Christopher Hippmann hatte den undankbarsten Part. Mit dem frisch zusammengeflickten Kreuzband war der schnelle Receiver lahmgelegt und hielt wacker am Spielfeldrand Stellung, bis sein Team vor dem Einzug in das Finale gegen die alten Rivalen der Kelkheim Lizzards Stellung bezog. Hippmann durchlitt auf der Ersatzbank alle Höhen und Tiefen der menschlichen Gefühlsskala. Denn in einem dramatischen Herzschlagfinale gingen die Wanderers zwar in zweistellige Führung – verloren den sicheren Vorsprung gegen die wieder erstarkten Kelkheimer jedoch. Bis zur Halbzeit war die komfortable Führung auf einen Zähler dahin geschmolzen.
Quarterback Benjamin Klever beschwor das Team, als Kelkheim in Front ging: „ Auf Jungs, jetzt liegen wir schon ein bisschen hinten. Aber wir haben noch Zeit.“ Trainer Carsten Wolf reagierte besonnen, stellte um und nutzte klug die letzten Timeouts. Ein Kelkheimer Fehlpass besiegelte den Sieg der Walldorfer: Die Wanderers krönen ihre Saison mit dem 39:36-Finalsieg.
Nach diesem historischen Erfolg haben die Muskeln wenig Zeit zum Entspannen. Schon am kommenden Wochenende geht es für ein Turnier nach Den Haag, wo etliche Topteams starten. Auch die Wanderer Ladies mit ihrer jungen Mannschaft werden dann loslegen, um es den erfolgsverwöhnten Männern gleichzutun. (ula)
Sport
28.09.2016