„Wohnen wird wieder bezahlbar“

44 Sozialwohnungen am Walldorfer Weg sollen im nächsten Frühjahr fertig sein

DER ROHBAU STEHT: Am Walldorfer Weg überzeugte sich auch der Frankfurter Oberbürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzende der Wohnungsbaugesellschaft ABG, Peter Feldmann (Zweiter von links) vom Baufortschritt. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. 273 Namen stehen auf der Warteliste für eine Sozialwohnung. Im nächsten Frühjahr wird die Liste etwas kürzer. Dann sollen 44 Sozialwohnungen am Walldorfer Weg fertig sein.

Der Rohbau steht bereits, was Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD), Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) und die Wohnungsbaugesellschaft ABG Frankfurt Holding zum Anlass nahmen, das Gemeinschaftsprojekt vorzustellen.
Sozialer Wohnungsbau sei eine zentrale Aufgabe für die gesamte Rhein-Main-Region, betonte Feldmann, der als Aufsichtsratsvorsitzender der ABG Frankfurt an dem Bauvorhaben beteiligt ist. Das Problem des knappen Wohnraums höre nicht an der Stadtgrenze auf, so Feldmann weiter, weshalb man sich auch im Umland engagiere und gemeinsam mit anderen Kommunen Projekte realisiere.
 Allein in Offenbach seien bereits 300 Wohnungen entstanden. „Das hätten uns manche nicht zugetraut“, sagte Feldmann und spielte auf die Rivalität zwischen Frankfurt und Offenbach an. Am Walldorfer Weg investiert die ABG nun 8,1 Millionen Euro. Die Stadt unterstützt das Vorhaben mit einem Darlehen von 440 000 Euro und erhält dafür das Belegungsrecht.
Wenn das Gebäude im Frühjahr 2016 bezogen wird, bietet die Stadt einen Mix aus unterschiedlichen Wohnungen an, berichtete Bürgermeister Becker. Da Einzimmerwohnungen besonders stark nachgefragt würden, liege hierauf der Schwerpunkt. Es wird aber auch acht Zwei- sowie Dreizimmerwohnungen geben. Außerdem ist eine kleine Anzahl für Großfamilien ausgelegt. Sechs Wohnungen werden für Rollstuhlfahrer geeignet sein.
Mit 6,80 Euro pro Quadratmeter sei nicht nur die Kaltmiete günstig, durch die Passivhausbauweise fielen auch die Heizkosten niedrig aus, betonte ABG-Geschäftsführer Frank Junker. Bei ähnlichen Häusern in Frankfurt rechne die ABG keine Heizkosten mehr ab, weil der Verwaltungsaufwand mehr Geld koste als man einnehme. „Wohnen wird so wirklich wieder bezahlbar“, unterstrich Junker die Vorteile eines Passivhauses. Bei einer 100 Quadratmeter großen Wohnung fielen Heizkosten inklusive Warmwasseraufbereitung von sechs bis acht Euro pro Monat an, führte Junker aus.
Beim Ortstermin am Walldorfer Weg wurde deutlich, dass sozialer Wohnungsbau in den nächsten Jahren weiter gefragt sein wird. Der Bedarf ist nicht nur in Mörfelden-Walldorf hoch. Die gesamte Region sei ein Zuzugsgebiet, weshalb Frankfurt in einigen Jahren zur Innenstadt des Umlands geworden sein könnte, erklärte Feldmann. Um bezahlbare Wohnungen zu schaffen sei es notwendig, leer stehende Gewerbeimmobilien abzureißen. Auch seien mehr Kooperationen über Stadtgrenzen hinweg gefragt, genauso wie einfachere Bauverfahren, so Feldmann.
Das hat man in Mörfelden-Walldorf sicher gerne gehört, wo eine Siedlungsbeschränkung die Stadtentwicklung bremst. Der Lärm der Flugzeuge ist so laut, dass keine weiteren Baugebiete mehr ausgewiesen werden. Auch der Naturschutz setzt enge Grenzen. „Das Bauen auf der grünen Wiese ist leider nicht immer möglich“, so Becker.
Was den Fluglärm angeht, zeigte sich Feldmann offen für neue Ideen. So hofft er, dass Flughafenbetreiber Fraport in den Wohnungsbau einsteigt. Flughafenmitarbeiter, die ein anderes Verhältnis zum Lärm hätten, könnten dann in laute Wohngegenden ziehen. „Wer sagt, dass es kein Lärm ist, der muss auch B sagen“, meinte der Oberbürgermeister. Die Diskussion, wer wo wohnt, sieht er noch lange nicht als abgeschlossen an.
Vielleicht gebe es sogar einmal einen Fraport-Vorstand, der unter die Einflugschneise zieht, sagte Feldmann weiter, was bei den Anwesenden für Gelächter sorgte. „Die wohnen doch im Taunus“, hieß es. (seb)

Noch keine Bewertungen vorhanden


X