Terrier reißt Schwan am Badesee

Hundebesitzer wirft Vogel in Mülltonne – Kontrollen außerhalb der Saison gefordert

ZUTRAULICH war die Schwanenfamilie am Walldorfer Badesee – zur Freude der Badegäste. Nun sind zwei Jungschwäne verendet, einer davon wurde von einem frei laufenden Hund gerissen. (Foto: Sonnabend)

Mörfelden-Walldorf. Ein Jack Russell Terrier hat am Mittwochnachmittag vergangener Woche einen der beiden Jungschwäne am Walldorfer Badesee so schwer attackiert, dass der Vogel kurz darauf verendete.

Der kleine Schwan sei in der Nähe des Kiosks alleine und etwas unbeholfen in den See gewatschelt. Die Elternvögel seien nicht zu sehen gewesen, sagte Christian Pöllath, der den Vorfall beobachtet hatte. Der Zeppelinheimer war zu diesem Zeitpunkt ganz in der Nähe im Wasser, konnte aber auch nicht mehr rechtzeitig eingreifen. Es sei alles blitzschnell gegangen, sagte er. Der Terrier sei angerannt gekommen und habe sich den Vogel geschnappt.
Der Besitzer des Vierbeiners, ein etwa 40 Jahre alter Mann, schien selbst vom Angriff seines Hundes überrascht. Er war in Begleitung eines etwa 50 Jahre alten Mannes. „Der Hund hat alles richtig gemacht“, sagte Pöllath. Es liege ja in der Natur des Terriers, der sichtlich stolz auf seine Beute war. Der Besitzer hätte seinen Hund besser im Blick behalten oder an der Leine führen sollen, fand der Zeppelinheimer.
Zwar war die Badesaison bereits beendet, doch wegen der sommerlichen Temperaturen herrschte am See noch reger Betrieb. Offenbar seien die beiden Männer der Ansicht gewesen, außerhalb der Badesaison dürften Hunde mit an den See gebracht werden und dort schwimmen, erzählte Pöllath. Der Hundebesitzer warf laut Pöllath den toten Schwan anschließend in eine Mülltonne. Badegäste hätten das beobachtet und Mitarbeiter des Bauhofs verständigt, die das tote Tier abholten, so der Zeppelinheimer. Die beiden Männer hätten sich inzwischen mit ihrem Hund aus dem Staub gemacht.
Wie Ralf Baitinger auf Nachfrage des Freitags-Anzeiger betonte, seien Hunde am Badesee verboten. Darauf würden auch entsprechende Schilder hinweisen, so der Leiter des städtischen Sport- und Kulturamts. „Es gibt immer wieder Leute, die sich über Regeln hinwegsetzen“, so Baitinger, der den Vorfall sehr bedauerte.
Der Walldorfer Badesee sei ein Naherholungsgebiet, das für die Bürger erhalten bleiben solle. Deshalb könne nur an die Vernunft der Menschen appelliert werden. Den See außerhalb der Badesaison zu schließen, sei keine Option. Kontrollen wegen der Rücksichtslosigkeit einiger weniger Besucher durchzuführen, halte er für unangemessen, so Baitinger.
Dagegen findet Ilona Knodt, dass auch außerhalb der Badesaison kontrolliert werden sollte. Knodt, die im Vorstand der Interessengemeinschaft Rettungsdienst Badesee Walldorf (IRBW) aktiv ist, war während des Vorfalls zufällig am See. Seit ein paar Jahren würden Schwäne ihr Domizil am Walldorfer Badesee aufschlagen. Sie und weitere Mitglieder der IRBW, die während der Saison den Wachdienst durchführten, verfolgten die Entwicklung der Schwanenfamilien mit großem Interesse und hofften, dass möglichst viele Jungtiere durchkommen, so Knodt.
Etwa zur gleichen Zeit des Hundeangriffs lag laut Knodt ein weiterer Jungschwan bewegungslos in der anderen Badebucht. Ein Badegast habe das Tier ins Rüsselsheimer Tierheim gebracht. Dort wurde er notversorgt. Die erste Vermutung, dass das Tier einen Angelhaken verschluckte, habe sich nicht bestätigt, sagte Gaby Schmidt, die sich im Tierheim um den Schwan kümmerte. Das Tier war unter anderem am Rücken verletzt gewesen und überlebte leider nicht.
Laut Schmidt deuteten die Verletzungen darauf hin, dass das Tier von anderen Schwänen angegriffen wurde. Revierkämpfe trügen Schwäne häufig unheimlich brutal aus, wusste Schmidt. Laut Ilona Knodt hielten sich nur die Elterntiere am See auf. So könnte der Angriff möglicherweise vom Vater ausgegangen sein, folgerte Knodt. (ine)

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