Prüfauftrag sorgt für viel Unruhe

Feuerwehren sprechen sich gegen eine Zusammenlegung der Gerätehäuser aus

OB ES EINEN ANDEREN STANDORT für das Geräthaus der Walldorfer Feuerwehr (Bild) gibt, und ob eine Zusammenlegung mit der Mörfelder Wehr möglich ist, lässt das Parlament prüfen. In einer Stellungnahme spricht sich die Wehrführung gegen solche Überlegungen aus. (Foto: Schwappacher)

Mörfelden-Walldorf. „Wir mischen uns als Wehren nur ungern öffentlich in politische Diskussionen ein, aber dieser Prüfauftrag hat für viel Unruhe in den Einsatzabteilungen gesorgt“, erklärt der Stadtbrandinspektor und Walldorfer Wehrführer Jörg Bormann in einer gemeinsamen Stellungnahme der Feuerwehren aus Mörfelden und Walldorf. Darin wird sich gegen eine Zusammenlegung der beiden Gerätehäuser ausgesprochen und vor den Konsequenzen eines solchen Schritts gewarnt.

Hintergrund ist ein Antrag der Koalition aus SPD, Freien Wählern und FDP. Im Dezember beschloss das Dreierbündnis zu prüfen, ob es alternative Standorte für den Walldorfer Bauhof sowie Rotes Kreuz und Feuerwehr gibt. Der Magistrat wurde auch beauftragt zu untersuchen, ob ein Grundstück für die Zusammenlegung der Wehren existiert. Falls die Walldorfer Feuerwehr umquartiert werden kann, hat die Koalition ein Wohnungsbauprojekt auf dem derzeitigen Areal an der Okrifteler Straße ins Auge gefasst. 
Übel aufgestoßen sei den Kameraden, dass sie lediglich aus der Presse über den Antrag erfahren hätten. „Die Wehren leisten tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit jedes Jahr. Wir hätten uns daher schon gewünscht, dass die Politik uns über diesen Antrag zumindest vorab informiert“, so Jörg Bormann. Bislang habe der Bürgermeister stets den Eindruck vermittelt, dass eine Zusammenlegung der Standorte nicht zur Diskussion stehe. In der Vergangenheit habe die Feuerwehr außerdem immer wieder deutlich gemacht, dass man keine Möglichkeit für eine Zusammenlegung sehe, ergänzt der Mörfelder Wehrführer Peter Schulmeyer.
Als ein Hauptgrund dafür werden die gesetzlichen Hilfsfristen angeführt. Durch das Brand- und Katastrophenschutzgesetz sei geregelt, dass Gerätehäuser so liegen müssen, dass jeder Einsatzort im Zuständigkeitsbereich innerhalb von zehn Minuten zu erreichen ist. „Wir haben bei den Fristen mit den bestehenden zwei Gerätehäusern bereits unseren Schaff“, erklärt Schulmeyer. Mit nur einem Gerätehaus sei es allein mit ehrenamtlichen Einsatzabteilungen nicht mehr machbar. Für Bormann steht daher fest, dass eine Zusammenlegung zu hauptamtlichen Feuerwehrleuten im Schichtbetrieb führt.
Sollte es dazu kommen, rechnen die Wehrführungen bei 20 Hauptamtlichen mit Kosten von mindestens zwei Millionen Euro pro Jahr. Und dieser Betrag könne noch ansteigen. Als Folge einer Zusammenlegung wird damit gerechnet, dass ehrenamtliche Mitglieder der Einsatzabteilungen ihren Dienst quittieren. Der befürchtete Personalverlust wird mit mindestens 20 bis 30 Prozent angegeben. Durch den Wegfall ehrenamtlicher Kameraden könnte der Bedarf an weiteren hauptamtlichen Kräften größer werden. 
„Diese erheblichen jährlichen Mehrkosten stünden in keinem Verhältnis zu den Kosten, die eine sukzessive Sanierung beider Gerätehäuser mit sich bringen würde“, heißt es dazu in der Stellungnahme. Auch sieht man nur ein geringes Einsparpotenzial durch einen gemeinsamen Fuhrpark, denn schon heute würden sich hier die Wehren ergänzen.
Eine Lösung der Gerätehäuserfrage könne nur gemeinsam mit den Wehren gefunden werden, betonen Jörg Bormann und Peter Schulmeyer abschließend. „Dazu braucht es aber einen echten Dialog zwischen Politik und Feuerwehr mit einem Plan wie und bis wann die Maßnahmen umgesetzt werden können.“
Im Dezember stieß der Koalitionsantrag bereits auf deutliche Kritik bei der Opposition. Als treibende Kraft wurden die Freien Wähler ausgemacht, in deren Wahlprogramm ein Wohnungsbauprojekt für das aktuelle Gelände der Walldorfer Feuerwehr angeregt wird. (seb)

Noch keine Bewertungen vorhanden

HerunterladenQR Code URL: https://www.freitags-anzeiger.de/23907


X