Keine Investitionen wegen Klausel

Betreiber des Ärztehauses meldet sich zu Wort - Becker: Wir suchen eine Lösung

Mörfelden-Walldorf. 29 Ärzte haben in Mörfelden-Walldorf eine Praxis. Davon sind sechs im Ärztehaus in der Schubertstraße untergebracht. Das Gebäude ist in die Jahre gekommen und müsste eigentlich saniert werden, dem Betreiber macht aber ein Grundbucheintrag Probleme. Wenn in absehbarer Zeit drei der Mediziner aus dem Ärztehaus in den Ruhestand gehen fürchtet er, keine Nachfolger zu finden.

Um das Haus weiterhin attraktiv halten zu können, ist eine Modernisierung notwendig, erklärte Peter Fischer gegenüber dem Freitags-Anzeiger. Der Geschäftsführer der „Ärztehaus Hessen GmbH“ ist bereit zu investieren, hat allerdings Probleme mit der Finanzierung. Denn die Stadt übertrug das Grundstück zwar 1976 an den Vorläufer der Gesellschaft, im Grundbuch ist aber eine Rückfallklausel eintragen. Damit geht das rund 2000 Quadratmeter große Gelände an die Stadt, sollte das Ärztehaus geschlossen werden.
Wie Fischer sagte, mache es dieser Grundbucheintrag unmöglich, eine Bank zu finden die bereit sei, den für eine Sanierung notwendigen Kredit zu stellen. Die Stadt habe er bereits mehrfach auf dieses Problem hingewiesen, ohne allerdings auch nur eine Antwort zu erhalten. Das hat sich mittlerweile geändert. Am Montag kam es zu einem Treffen mit Bürgermeister Heinz-Peter Becker (SPD), bei dem sich die beiden über die aktuelle Situation austauschten.
Für Fischer gibt es drei Möglichkeiten. So könnte die Rückfallklausel aus dem Grundbuch gestrichen und eine Modernisierung geplant werden. Eine Alternative ist die Übertragung des Grundstücks an die Stadt. Mörfelden-Walldorf müsste der Gesellschaft dann den aktuellen Gebäudewert bezahlen und könnte selbst über die Zukunft des Ärztehauses bestimmten. „Die dritte Möglichkeit ist nichts zu tun, mit der Aussicht, dass das Haus irgendwann ganz leer steht“, so Fischer.
Besonders bitter ist für den Geschäftsführer, dass er nach eigenen Worten seit einigen Jahren versucht, mit der Stadt ins Gespräch zu kommen. „Ich habe mich seit 2008 um eine Lösung bemüht“, erklärte er im Gespräch. Seine Briefe seien aber unbeantwortet geblieben. Dabei sei ein attraktiver Standort in der Schubertstraße wichtig, um neue Ärzte anzulocken. Nur wenn das Gebäude modernen Ansprüchen genüge, ließen sich Nachfolger für leer werdende Praxisräume finden, betonte Fischer.
Immerhin scheint nach dem Treffen mit Bürgermeister Becker Bewegung in die Angelegenheit gekommen zu sein. „Ich werde die Gremien informieren und wir werden die Optionen besprechen“, kündigte Becker an. Details und mögliche Lösungsansätze wollte er nicht öffentlich machen, da Magistrat und Parlament erst einbezogen werden sollen. Allerdings gehe es darum, eine Möglichkeit zu finden, wie das Ärztehaus weiter betrieben werden und die Gesellschaft in eine Sanierung investieren kann.
Gleichzeitig müssten aber auch die Interessen der Stadt gewahrt werden, so Becker. Wenn das Ärztehaus in einigen Jahren oder Jahrzehnten möglicherweise nicht mehr genutzt werde, habe die Stadt ohne die Rückfallklausel keinen Anspruch mehr auf das damals kostenlos zur Verfügung gestellte Grundstück.
Die Fragen rund um das Ärztehaus passen zu den jüngsten Diskussionen um die Zukunft der ärztlichen Versorgung. Im Dezember war in einem Bericht des Sozialamts zu lesen, dass in den nächsten Jahren fünf Praxen schließen werden und zwischen 4000 und 5000 Patienten auf die restlichen Hausärzte verteilt werden müssen.
Weiter wurde in dem Bericht eine Vernetzung und Zusammenarbeit unter der Ärzteschaft als wichtiger Punkt angeführt. In Gesprächen zwischen dem Sozialamt und der örtlichen Ärzteschaft wurde angeregt, das Ärztehaus in der Schuberstraße attraktiver zu gestalten. Außerdem wurden Gemeinschaftspraxen und medizinische Versorgungszentren als Zukunftstrend beschrieben. Ein zeitgemäß ausgestattetes Ärztezentrum stelle eine „Entwicklungsoption mit hoher Attraktivität in der medizinischen Versorgung in zentraler Lage“ dar. Ein ähnliches Modell wäre gegebenenfalls auch für den Stadtteil Walldorf zu prüfen, so das Sozialamt.
Bevor es aber um ein Ärztehaus in Walldorf geht, sollten die offenen Fragen in Mörfelden geklärt werden. Im April steht die nächste Sitzungsrunde an, in der Bürgermeister Becker das Thema auf die Tagesordnung setzen möchte. (seb)

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