Für Erweiterung wird Wald gerodet

CDU-Kreistagsfraktion informierte sich über Sanierungspläne für die Kläranlage

AM EINLAUFPUMPWERK, wo erst kürzlich zwei Förderschnecken ausgetauscht wurden, startete der Rundgang der CDU-Kreistagsfraktion durch die Kläranlage Mörfelden. (Foto: Scherer)

Mörfelden-Walldorf. Einen olfaktorischen Höhepunkt erlebte die CDU-Kreistagsfraktion bei ihrer Sommerreise: Die Kommunalpolitiker besuchten die Kläranlage in Mörfelden. In seiner letzten Sitzung hatte das Stadtparlament die Sanierung und Erweiterung der Anlage für rund 26 Millionen Euro beschlossen. Schon 2017 soll es losgehen, vorgesehen sind drei Bauabschnitte bei laufendem Betrieb. 

Wie Betriebsleiter Gottfried Durda den 15 Unionspolitikern bei einem Rundgang erklärte, ist eine grundlegende Sanierung wegen der langen Betriebszeit der Anlage nötig. Neben der Erneuerung der technischen Ausrüstung und Messtechnik stehen auch Betonsanierungen an. Neu gebaut werden sollen unter anderem eine Lagerhalle und das 1958 erbaute Vorklärbecken. Zudem werden korrodierte Leitungen ausgetauscht. Dadurch sollen Betriebsstörungen minimiert und die laufenden Kosten um rund 300 000 Euro pro Jahr reduziert werden.
Eine Baumaßnahme wurde bereits vorgezogen: Die Erneuerung des korrodierten Gasbehälters und der Gasfackel. Laut Durda wird das Gas im Blockheizkraftwerk der Anlage verwertet und ein Drittel des Strombedarfs sowie die Hälfte des Wärmebedarfs der Kläranlage damit abgedeckt. 
Bereits ausgetauscht wurden zwei Förderschnecken im Einlaufpumpwerk. Dort werden der gröbste Dreck und Sand von Rechen herausgefiltert. Oft landet Müll im Abwasser, der da nichts zu suchen hat, etwa Nylonstrümpfe oder sogar Schuhe. „Unser größtes Problem sind Q-tips und Damenbinden“, sagte Durda. Vor allem Letztere verstopften die Pumpen und enthielten Kunststoffe, die sich nicht zersetzen. Pro Jahr werden rund 28 Tonnen Rechengut und 35 Tonnen Sand herausgefiltert.
Herzstück ist die Leitstelle, in der die Kläranlage selbst sowie alle 28 Außenanlagen, darunter Pumpstationen und Rückhaltebecken, rund um die Uhr überwacht werden. Weitere Stationen der Tour waren die Vorklär-, Belebungs- und Nachklärbecken sowie der Schlammstapelbehälter, wo der ausgefaulte Schlamm entwässert wird. Rund 2600 Tonnen Klärschlamm werden hier jährlich entsorgt und bei Infraserv verbrannt. Pro Tonne koste die Entsorgung 200 Euro, so Durda.
Darüber, ob mit der Kläranlagen-Erweiterung auch die vierte Reinigungsstufe kommt, muss das Stadtparlament in seiner nächsten Sitzung abstimmen. „Wir empfehlen es dringend“, sagte Durda. Denn diese werde irgendwann gesetzlich verpflichtend sein, um um Spurenstoffe, also Arzneimittelrückstände, im Abwasser durch den Einsatz von Aktivkohle herauszufiltern.
Die geschätzten Kosten für die Maßnahme lägen zwischen 3,3 und 4,7 Millionen Euro. Der Mörfelden-Walldorfer CDU-Fraktionschef Jan Körner sieht für diesen Beschluss einen überparteilichen Konsens. Wenn man die Anlage sowieso komplett sanieren müsse, sei das eine wichtige Investition für die Zukunft. 
Im Winter beginnen die Vorarbeiten, für die Erweiterungsfläche werden dann rund 4000 Quadratmeter Wald gerodet. Auf der Erweiterungsfläche soll ein neues Belebungsbecken gebaut werden, im östlichen Teil eine Lagerhalle. Außerdem wird ein Teil während der Sanierungsarbeiten als Baustellenfläche freigehalten, später ist dies dann Optionsfläche für die vierte Reinigungsstufe.
Bis 2021 sollen die Sanierungsarbeiten komplett abgeschlossen sein. Dann müssen die Bürger auch mit einer Erhöhung der Gebühren von bis zu 60 Cent pro Kubikmeter Wasser rechnen. (nad)

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