Risse in der Schallschutzmauer

Rückbau günstiger als Sanierung – Alter Vertrag mit Kelsterbach bindet Fraport

DER BETON BRÖCKELT, Risse zeigen sich und seit dem Bau des Rollwegs Ost klafft eine Lücke: Die Schallschutzmauer ist in die Jahre gekommen. Ein Abriss wäre günstiger als eine Sanierung, doch die Fraport AG kann nichts ohne die Stadt Kelsterbach entscheiden. Alte Verträge sichern dem Nachbarn des Flughafens ein Mitspracherecht in Sachen Schallschutz zu. (Foto: Postl)

Kelsterbach. Die Schallschutzmauer entlang der nördlichen Grenze des Flughafens ist marode. Das einst vom damaligen Bürgermeister Fritz Treutel dem Flughafenbetreiber abgerungene Bauwerk aus Stahlbeton ist in die Jahre gekommen. Es zeigen sich Risse und an manchen Stellen bröckelt der Beton. Eine Sanierung würde laut Schätzungen der Fraport mehrere Millionen Euro kosten und damit mehr als ein Rückbau. Fazit: Der Abriss ist billiger.
 

Sehr bedeckt zu dem Thema hält sich die Pressestelle der Fraport auf Anfrage des Freitags-Anzeiger. Offiziell sei noch nichts bekannt, aber man werde bei der zuständigen Fachabteilung um Stellungnahme bitten, so die Auskunft. Die wiederum erklärte, dass wegen des alten Vertrags mit der Stadt Kelsterbach ein Abriss nicht so einfach möglich sei und zudem wolle man den Verhandlungen nicht vorgreifen.
Ein 300 Meter langes Stück Schallschutzmauer wurde bereits für den Bau des Rollwegs Ost für die neue Landebahn Nordwest abgerissen. Den Lärm vom Flughafen absorbieren an dieser Stelle neue Gebäude und der Flugsteig A plus.
Bürgermeister Manfred Ockel wurde bereits über den Zustand der Schallschutzmauer von der Fraport informiert. „Dass eine solche Konstruktion nach über 40 Jahren einer Sanierung bedarf, kann sicherlich jeder nachvollziehen. Man muss aber auch offen hinterfragen dürfen, ob es mittlerweile nicht bessere Möglichkeiten der Schallabschottung gibt“, betont das Kelsterbacher Stadtoberhaupt.
Eine so glatte Mauer könne den Schall nur zurückwerfen oder umlenken, aber nicht absorbieren, also schlucken. Ohne Zustimmung der Kelsterbacher Verwaltung werde aber nichts passieren, ist sich Ockel sicher.
Die Fraport argumentiert, dass mittlerweile viele neue Bauten auf dem Flughafengelände entstanden seien, die den Schall besser abschotten, als es damals die Schallschutzwand tun konnte.
Kelsterbachs Bürgermeister, Manfred Ockel, will nun ergebnisoffen mit allen im Parlament vertretenen Fraktionen das Thema Schallschutzmauer diskutieren. „Man sollte bei aller Diskussion, die sicherlich wieder von Emotionen geprägt sein wird, aber auch bedenken, dass die Entwicklung auch in Sachen Schallschutz in 40 Jahren nicht stehen geblieben ist!“
„Man muss in der Diskussion auch berücksichtigen, dass es möglicherweise aus heutiger Sicht einen besseren Standort für eine wirksamere Schallschutzmaßnahme geben könnte als jener, an dem die Schallschutzmauer sich jetzt befindet“, so Ockel weiter, der eine optimale und keine schnelle Lösung anstrebt. „Wir wissen um die Problematik, deshalb werden wir diese Angelegenheit auch nicht von oben herab entscheiden, sondern eine einvernehmliche und akzeptable Lösung, auch mit den Bürgern, suchen – und sicherlich auch finden.“
Das Recht der Kelsterbacher auf Schallschutz sei zudem nicht nur in dem alten Vertrag mit der Fraport verbrieft, sondern auch durch die neuesten Urteile zum Flughafenausbau gefestigt worden. Deshalb ist der Rathauschef auch optimistisch, dass die Schallschutzmaßnahmen in der Nachbarschaft des Flughafens nur besser werden können. (pos)

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